Baubericht aus den eigenen Reihen

Nur am Bauen erkennt man den Modellbauer

Um einmal zu verdeutlichen, was wir bezüglich Modellbau so treiben, wollen wir an dieser Stelle einige besondere Fahrzeuge unserer IG-Mitglieder vorstellen.

Mercedes-Benz 1735S mit Tiefladeauflieger

  • Erbauer: Steffen Kappler
  • Vorbild: Sattelzugmaschine Mercedes-Benz „Schwere Klasse 88“, Typ 1735S. Auflieger ohne konkretes Vorbild.
  • Modell: Grundbausatz von WEDICO, Fahrerhaus pulverlackiert in RAL 5015, „Profi“-Fahrgestell, Metall-Hinterachse, Bühler-Motor, Standard-Getriebe.

Vor einigen Jahrzehnten waren die Modelle von WEDICO das Non-plus-ultra im Funktionsmodellbau. Ein unerfüllbarer Traum für Jungs und Männer. Nach vielen Turbulenzen kann man wieder einige Bausätze über die Firma Thicon erwerben, die Preise sind erschwinglicher geworden. Der Plan war, daß ich mir ein Modell zusammenstelle und es „out of the box“ zusammenbaue. Es besteht die Möglichkeit sich Fahrerhäuser gegen geringen Aufpreis direkt vom Hersteller in Wunschfarbe pulverlackieren zu lassen, daher habe ich mich für eine gängige Lackierung aus dem damaligen Mercedes Lackprogramm entschieden.

Das Fahrerhaus war recht zügig montiert, aber bei den nächsten Bauschritten stellte sich schnell heraus, daß die WEDICO-Modelle technisch in den 80ern stehengeblieben sind und im Vergleich zu anderen heute angebotenen Marken einfach unzumutbar rückständig aussehen.

Grundproblem ist, daß die Proportionen überhaupt nicht stimmen! Der Maßstab ist offiziell mit 1:16 angegeben, die einzelnen Bauteile streuen im Größenverhältnis jedoch enorm. Das sieht schrecklich aus! Das Fahrerhaus ist in Länge und Höhe genau 1:14, in der Breite ca. 1:15. Die Felgen entsprechen genau 1:16, die Reifen sind im Außendurchmesser aber noch kleiner und die Spurweite der Hinterachse ist viel zu schmal.

Folglich mussten zuerst einmal passende Räder her. Die Wahl fiel auf Kunststoff-Felgen von Seitz, die sind ca. 1:14 und es gibt sie in zeitgenössischer Optik. Reifen in der auf diese Felgen passenden Tamiya-Größe sind jedoch wieder etwas zu groß im Durchmesser, vom Hersteller JX-Model gibt es jedoch welche die genau 1:14 entsprechen.

Problematisch dabei jedoch: Die Räder lassen sich nicht auf die WEDICO-Achsen montieren! Bei der Vorderachse ließen sich zum Glück Tamiya-Achsschenkel mit geringem Aufwand adaptieren. Für die Hinterachse wurden Radnaben von Rüst mittels eines selbstgebauten Adapters auf die WEDICO-Radmitnehmer montiert. Bei der Gelegenheit konnte ich auch die Spurweite auf ca. 1:14 anpassen.

Der Rahmen wurde weitgehend serienmäßig gebaut. Nur die Anbauteile entstanden im Eigenbau bzw. mit 1:14 Zurüstteilen.

Der Antrieb entspricht ebenfalls der Serie.

Insgesamt muß aber gesagt werden, daß man solch ein Modell nicht nach Bauplan bauen kann! Es gibt einfach zu viele konstruktive Fehler. Man muß, um da ein akzeptables Ergebnis zu erhalten, schon mehr als Anfängerkenntnisse im Modellbau haben und über eine gut gefüllte „Bastelkiste“ verfügen.

Das Gleiche trifft auf den Auflieger zu. Der ist technologisch unverändert auf dem Stand der 70er. Und Vorbilder in dieser Bauart findet man eher in den 30er Jahren. Trotzdem habe ich mich für diesen entschieden, weil er halt typisch WEDICO ist.

Da von vorneherein ein Umbau geplant war habe ich einen gebrauchten gekauft. Bei diesem habe ich das Fahrwerk so umgebaut, daß ich die Felgen verkehrtherum montieren konnte womit sich eine zur Zugmaschine passende Spurweite ergibt. Den plumpen hintere Stoßbalken habe ich weggelassen und dafür selbstgebaute Kotflügel-Viertel montiert. Die Rückleuchten stammen aus dem 1:14 Zubehör. Das gesamte Fahrwerk wurde in einem zum Chassis passenden gelb lackiert, die Lenkstangen mit roter und weißer Plotterfolie beklebt.

Somit ist, denke ich, ein Modell entstanden, welches auf den ersten Blick als WEDICO zu erkennen ist aber im Gesamterscheinungsbild zu den moderneren Fahrzeugen anderer Hersteller paßt.